Unser Weg zum Minimalismus

Minimalismus ist gerade in aller Munde – überall wird ausgemistet. Auch uns hat das Ausmistfieber vor 4-5 Jahren gepackt. Jedes Jahr im Januar sind wir durch unsere gesamten Sachen durchgegangen und haben alle Dinge aussortiert, die wir nicht mehr brauchen.

Auch haben wir viel weniger gekauft. Dennoch haben wir jedes Jahr im Januar wieder Säcke- und Kistenweise Dinge entsorgt – wirklich erstaunlich.

Jetzt mussten wir jedoch wirklich Tabula rasa machen, denn im Wohnmobil ist nicht so viel Platz. Über zwei bis drei Monate haben wir final ausgemistet. In diesen 5 Schritten sind wir vorgegangen:

Alles kategorisieren

Zunächst haben wir alle unsere Besitztümer in drei Kategorien eingeteilt: mitnehmen, einlagern und weggeben. Dafür sind wir wie Marie Kondo es vorschlägt, Rubrik für Rubrik durch unsere Sachen durchgegangen, d.h. erst alles an Kleidung, dann alles an Küchenzubehör, etc.

Die wenigen Sachen, die wir mitnehmen wollen, hatten wir schnell zusammen. Gewicht und Platz sind ja recht stark limitiert. Schwieriger zu entscheiden war, was wir einlagern und was wir weggeben wollen. Während wir früher immer darüber nachgedacht haben, ob wir etwas noch einmal brauchen können, haben wir diesmal ein neues Entscheidungskriterium gefunden: Würden wir das gleiche Teil genauso noch einmal kaufen? – Und dann: Ist es günstiger das Teil einzulagern oder neu zu kaufen?

Zum Schluss war die „mitnehmen“-Kategorie tatsächlich der kleinste und die „weggeben“-Kategorie der größte Haufen.

Erste Verkaufswelle

Im zweiten Schritt haben wir die großen und sperrigen Sachen fotografiert und zum Verkauf parallel bei eBay Kleinanzeigen und bei Shpock eingestellt. Über diese beiden Plattformen haben wir fast alle unsere Möbel verkauft. Das Einstellen der Anzeigen ist einfach – das Verkaufen danach war jedoch recht mühselig. Zum Einen will irgendwie jeder verhandeln und zum Anderen kommen Leute einfach nicht, obwohl sie es versprechen.

Zum Festlegen der Preise hatten wir vorher auf den Plattformen recherchiert und uns am unteren Ende der Angebotspreise orientiert. Dennoch war bei gefühlten 90% aller Anfragen die erste Frage, ob wir mit dem Preis noch runter gehen würden. Auch waren die Gegenangebote zum Teil echt frech niedrig. Manches mal haben wir gedacht, dass wir die Sachen lieber verschenken würden als sie für einen so niedrigen Preis abzugeben. Wir haben auch mal ausprobiert, ob es anders wäre, wenn wir viel niedrigere Preise aufrufen. Da war es jedoch genau das Gleiche. Als wir dann direkt in die Anzeigen geschrieben haben, dass wir nicht verhandeln, kamen kaum noch Anfragen.

Das zweite Nervige war, dass ca. ein Drittel der Leute zum vereinbarten Abholtermin nicht aufgekreuzt sind; und zwar ohne Abzusagen. Wir haben sie danach immer kontaktiert; manche stellten sich tot – andere sagten, „ach…, ich habe es halt nicht geschafft“. Interessanterweise ist das eher ein Problem bei den Käufern via eBay Kleinanzeigen als bei den Shpock-Käufern.

Unsere Learnings: Man wird alles los. Aber es kostet Zeit und Nerven.

Wir haben dennoch mehrere hundert Euro verdient und schätzungsweise 20-25% der ursprünglichen Kaufpreise bekommen.

In der ersten Verkaufswelle haben wir auch Bücher, CDs und DVDs aussortiert. Die haben wir versucht, über momox und rebuy zu verkaufen. Es gab einige Überraschungen beim Ankaufspreis. Manche Fachbücher, die ursprünglich um 100€ gekostet haben, haben nur 15 Cent gebracht; während andere Bücher, die neu nur 10€ kosten, uns 7€ gebracht haben. Schade, dass momox und rebuy nur so wenige Titel annehmen.  Insgesamt konnten wir so ca. 250 Titel verkaufen.

Unseren iMac war das Letzte, das wir in der ersten Welle verkauft haben. Interessanterweise haben wir auch am meisten Geld dafür bekommen. Früher haben wir unsere alten Apple-Geräte immer über Amazon Marketplace verkauft. Den iMac haben wir allerdings in dieser Konfiguration dort nicht gefunden. Und eBay-Kleinanzeigen wollten wir nach den Erfahrungen mit den Möbeln auch nicht. Also haben wir rumgesucht und mit wirkaufens eine Plattform mit fairen Ankaufspreisen gefunden. Das hat wirklich gut geklappt; auch wenn deren Zustandseinschätzung des iMac mit unserer nicht übereinstimmte. Der Endpreis war sehr in Ordnung. So haben wir für unseren voll ausgestatteten und gut erhaltenen aber 8 Jahre alten iMac noch über 500€ bekommen.

Einlagern bei den Eltern

Nachdem wir die ersten großen Teile verkauft hatten, haben wir über mehrere Wochen unsere Sachen zum Einlagern im Arbeitszimmer zusammengeräumt. Von den Möbelstücken hatten wir uns getrennt – nur unser Wohnzimmertisch (selbst restaurierter Reisekoffer), ein Nachttischschränkchen (selbst restauriertes Erbstück) und unsere Kinositze waren uns so wichtig, dass wir sie eingelagert haben.

Ansonsten haben wir insgesamt 25 Kisten gepackt; davon allein 8 Bücherkisten. Bei den Büchern fiel uns das Aussortieren besonders schwer. Besonders Conny liebt Bücher und gemeinsam hatten wir zuvor fast 2.500 Bücher. Jetzt mussten wir sie auf ca. 600 Bücher reduzieren.

Wir hatten das Glück, dass sich Christians Eltern bereit erklärt haben, einen Kellerraum für uns freizuräumen. So brauchen wir keinen Raum für die nächsten zwei Jahre zu mieten.

Zweite Verkaufswelle – der Wohnungsflohmarkt

In der zweiten Verkaufswelle wollten wir kleinere Dinge verkaufen. Die Wertvolleren haben wir wieder bei eBay Kleinanzeigen und shpock eingestellt. Für einige, wie das Golfset, hat es super funktioniert; für andere, wie zum Beispiel die Inline-Skates, gar nicht.

Für den Rest haben wir einen Wohnungsflohmarkt veranstaltet und ein kleines Experiment gewagt: Keines der Teile hatte einen Preis. Jeder nimmt was er braucht und zahlt was er möchte. Es war spannend zu sehen, wie schwer sich einige getan haben, einen Preis zu nennen.

Insgesamt hätten ein paar mehr Leute kommen können. Dafür haben die anderen recht viel mitgenommen, so dass zum Schluss unsere Dieselkasse etwas gefüllt war.

Spenden und Wertstoffhof

Nach der zweiten Verkaufswelle waren immer noch viele Sachen da. Wir wollten sie nicht einfach wegwerfen und haben sie daher dem Sozialkaufhaus der Diakonie in München gespendet.

Mit einem kleinen Transporter haben wir ca. 15 Umzugskartons und ein paar kleinere Möbel bei der Diakonie abgegeben. – Leider nehmen sie keine Pflanzen und ältere Bücher.

Alles, was die Diakonie nicht angenommen hat, haben wir zum Wertstoffhof gebracht; noch einmal ca. 10 Kartons. – Und besonders schwierig abzugeben, da die meisten davon Bücher waren. Conny bricht es immer das Herz, ein Buch wegzuwerfen.

Fazit

Unser Weg zum Minimalismus war ein langer Prozess. Wer nicht einfach alles auf den Müll werfen, sondern sicher stellen möchte, dass die Dinge weiterhin sinnvoll verwendet werden und am liebsten noch etwas Geld damit verdienen möchte, der braucht Geduld.

Im Ergebnis fühlen wir uns jedoch freier als je zuvor und bisher vermissen wir nichts.

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