Neben den vielen tollen Erlebnissen, den Sehenswürdigkeiten der Städte und der beeindruckenden Natur wandelt sich auch unsere Sicht auf das Reisen selbst.
Alle Zeit der Welt
Wer kennt das nicht aus dem Berufsleben? Ein Meeting reiht sich ans nächste, Abgabefristen müssen erreicht und Commitments wollen eingehalten werden. Der Alltag ist von morgens bis abends mit unzähligen Todos durchgetaktet.
Jetzt aber reisen wir durch Europa. Zwei lange Jahre!
Nach den ersten Rückblicken entwickelt sich unsere Sicht weiter. Wir freuen uns einerseits über all die bereits erlebten Dinge und gesehenen Orte. Gleichzeitig stellen wir fest, wie leer die Landkarte noch ist. Zwei Jahre klingt unheimlich lang und ist gleichzeitig, für einen so großen und reichen Kontinent, unglaublich wenig Zeit.
Jetzt nach 250 Tagen entsteht bei uns auch Klarheit. Wir lesen viel im Voraus und entscheiden uns noch bewusster, was wir wirklich sehen wollen. Außerdem haben wir festgestellt, dass wir uns am Wohlsten fühlen, wenn wir uns nur eine Sache pro Tag vornehmen und haben wir 100 Tage gebraucht, um auf unsere Wohlfühlgeschwindigkeit runterzubremsen.
Gestalter des (Reise-)Lebens
Bist du unglücklich mit einer Situation oder einem Ort, musst du was ändern. Dies gilt natürlich immer – beim Reisen ist es jedoch schnell umgesetzt – eigentlich.
Niemand sagt uns, wann wir wo sein müssen. Wir haben keinerlei Verpflichtungen. Dennoch handeln wir manchmal so, als gäbe es diese Schranken. Einmal ein Ziel vor Augen, fahren wir dorthin und hinterfragen nicht, ob es das Richtige ist. Erst im Rückblick erkennen wir unseren Fehler.
Mittlerweile kommt es immer häufiger vor, dass wir uns bewusst gegen einen Ort entscheiden. Und das ist gut so! – Natürlich sehen wir dann diesen Ort nicht und Pläne aufgeben tut weh. Im Gegenzug reisen wir jedoch viel bewusster. Unsere (neu gelernte) Devise: Lieber Teile Europas intensiv erleben, als an ganz Europa vorbei zu rauschen.
Der Weg ist das Ziel
Jeder kennt diesen Satz. Jeder hat ihn bereits unzählige Male gelesen und gehört. Wir natürlich auch.
Jedoch stellen wir fest: Danach zu leben ist einfacher gesagt als getan! In einer Welt, in der es auf das Fertigstellen von Projekten, das Launchen von Produkten und das Erreichen von Zielen ankommt, soll jetzt alles anders sein?
Auch nach 250 Tagen haben wir es noch immer nicht verinnerlicht. Für jedes Land werden Zielorte geplant und Routen festgelegt. Mal sehen, in welchem Land der Groschen endlich fällt…
Im Einklang mit der Natur
Camper leben naturnah. Auch wir verbringen viel Zeit draußen; am Liebsten Freistehen in der Einsamkeit der Natur.
Wer jetzt glaubt, dass das Wohnmobil-Leben automatisch auch umweltschonend ist, liegt weit daneben. Angefangen bei den chemischen Zusätzen der Chemietoiletten, über Plastikgeschirr bis hin zu den Müllbergen nach dem Wocheneinkauf.
Die ersten beiden Punkte haben wir für uns gelöst. Statt einer Chemietoilette haben wir eine Trennkomposttoilette eingebaut (Muss übrigens auch viel seltener geleert werden 😉 ). Anstatt des Melamin-Campinggeschirrs haben wir 100% recyclebares Geschirr in der Küche.
Nur die Müllentsorgung bleibt weiter schwierig. Viele Campingplätze trennen den Müll nicht. Auf Parkplätzen und öffentlichen Parks stehen ebenfalls meist nur eine Restmülltonne.
In Ländern wie Spanien, Portugal oder auch Großbritannien ist Müll vermeiden mindestens genauso schwierig. Obst und Gemüse gibt es nur verschweißt. Haferflocken werden ausschließlich in Plastik verkauft. Und beim Bäcker gibt es eine Tüte obligatorisch dazu. Unsere Tragetaschen und Fruchtbeutel sind da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Immerhin: Bei einem spanischen Kassierer hat unser Fruchtbeutel Interesse geweckt. Er hat extra den Fillialleiter gerufen. Dieser hat unseren Beutel mit den Tomaten für das nächste Meeting in seinem Headquarter fotografiert. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.